MuK: Ohne Challenge geht es nicht!

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Über den aktuellen TikTok-Trend und wie Eltern als Influencer ihre Kinder schützen können.

Mutproben gehören schon immer zur Pubertät, denn Risikobereitschaft und der Wunsch, Grenzen zu testen, sind altersgemäß. Neu daran ist der Trend, immer und überall darüber zu sprechen: Die Jugendlichen kennen Ekelchallenges aus dem Fernsehen, sie kennen den Wettbewerb aus der Schule und vom Sportverein und nicht zuletzt kennen sie den gesellschaftlichen Perfektionsdruck, die beste Version ihrer selbst zu sein. Zudem erleben sie keine echten Abenteuer mehr, unsere Kinder wachsen heutzutage sehr behütet auf. Alles, was schön ist, ist verboten, fast alles ist reguliert, sanktioniert oder zementiert: Verplante Nachmittage, Verbote von Spaßkloppe, Gummitwist und Baumklettern, Fallschutzmatten auf dem Spielplatz … Selbst Abi-Streiche müssen bei der Schulleitung angemeldet werden.

Challenges auf TikTok sind in diesem Rahmen zunächst als neue Form der Mutprobe zu sehen. Durch den entsprechenden Algorithmus der Plattform, also wie oft ich darauf schaue, es like, kommentiere oder unter Freunden teile, bekomme ich diese Inhalte immer wieder angeboten. Der Reiz ist groß, denn Challenges haben einen Neuigkeits- und Sensationswert, sind lustig und unterhaltsam – „Verstehen Sie Spaß“ im 21. Jahrhundert, so müssen wir es einordnen und verstehen, auch wenn es für uns manchmal nicht sehr spaßig aussieht.

Dabei lässt sich nicht pauschal sagen, wer besonders anfällig für diese mitunter gefährlichen Challenges ist. Es ist nicht davon abhängig, in welchem sozialen Umfeld die Kinder aufwachsen, sondern eher davon, über wie viel Selbstbewusstsein sie verfügen oder nicht. Auch die Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung spielt eine Rolle, meistens sind es Mitläufer, die zum Mitmachen überredet werden und sich nicht trauen „Nein“ zu sagen und zu ihrer Meinung zu stehen. Fatalerweise haben hier die sozialen Medien eine tragende Rolle, denn das Leben von Kindern und Jugendlichen spielt sich heutzutage zum großen Teil online ab, ob uns das gefällt oder nicht: Alle wollen viele Klicks und Likes, die Anerkennung der weltweiten Netzgemeinde scheint wichtiger als die der echten Freunde.

Jetzt haben Eltern auf gesellschaftliche und mediale Trends wenig Einfluss. Wir können jedoch unser Kind beim Aufwachsen in der digitalen Welt begleiten, in dem wir uns regelmäßig informieren und über die Inhalte austauschen, die in den sozialen Netzwerken kursieren. Viele wissen nichts über den digitalen Alltag und sind entsetzt, dass Kettenbriefe, Pornos und antidemokratische Inhalte ungefragt geteilt werden und schon Grundschüler erreichen, sobald sie ein Smartphone in der Hand halten.
Dabei gilt es nicht, sein Kind auszufragen oder zu kontrollieren, sondern gemeinsam zu reflektieren, was man konsumiert: „Wie siehst du das? Was macht es mit dir? Welche Fragen hast du dazu? Wie und wo informierst du dich?“ Gerade auf TikTok gibt es viele bedenkliche Desinformationen und nicht zuletzt eben Challenges, die lebensgefährlich sein können.

Es bleibt die Frage, was man als Eltern da tun kann. Verbote sind eine Möglichkeit, erfordern aber eine klare Haltung und sind auf lange Sicht in unserer mediatisierten Welt nicht zwangsläufig zielführend. Besser wären neben dem Mediengespräch gemeinsame Aktivitäten und Abenteuer, die die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein des Kindes stärken sowie das Vorleben eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien. Denn wir als Eltern sind immer noch die größten Influencer unserer Kinder, das sollten wir nicht vergessen!

Autorin Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.

Mehr Informationen unter: Institut für Medienpädagogik u. Kommunikation, Hessen e. V.

 

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