MuK: Mütter und Medien

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Die Mütter-Mafia kennt keine Gnade, seit es Instagram gibt, erst recht nicht. Bereits ab der ersten Schwangerschaftswoche stehen Mütter unter Druck, alles perfekt machen zu müssen. Die Frage ist: Für wen und wozu? Und warum überhaupt lassen wir Mütter das mit uns machen?

Niemals in der Geschichte der Frauenbewegung hatten wir Frauen in Westeuropa so viele Rechte, Freiheiten und Möglichkeiten wie heute. Wir können wählen, arbeiten, leben wie wir wollen, mit oder ohne Trauschein, mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Karriere. Tatsächlich wählen, arbeiten und leben wir aber immer noch fremdbestimmt, machen uns selbst zum Objekt statt zum handelnden Subjekt. Schlimmer: in zahlreichen Workshops, Meditationen und Ratgebern lernen wir, mit Druck und Stress der Care-Arbeit umzugehen, Kindererziehung und den Spagat zwischen Familie und Beruf zu wuppen, dem Mental Load zu entkommen. Am schlimmsten: Damit verändern wir Struktur und System nicht, sondern passen uns an, haben ein schlechtes Gewissen, wenn es nicht klappt, oder schlimmstenfalls Mama-Burn-out.

Selbst schuld, könnte man meinen, was lassen wir uns auch in die Erziehung und in unser Selbstbild reinquatschen. Warum machen wir nicht einfach, wie und was wir denken? Stattdessen lassen wir uns von Stillberaterinnen, Obstmandalas, „Pausenbrotjunkies“, aufgeräumten Kinderzimmern und blitzblanken Küchenzeilen irritieren. Oder von optimierten Kindern, die bereits mit einem Jahr durchschlafen, keine Windeln mehr brauchen, alleine essen und einen stilsicheren Modegeschmack entwickeln. Die mit drei schon rechnen und ihre Namen schreiben, Englisch sprechen und schwimmen können, vom Fahrrad fahren ganz zu schweigen. Wir fühlen uns unter Druck gesetzt von all den Super-Muttis, denen das bisschen Haushalt nichts ausmacht, die gut gelaunt und niemals übermüdet mit kreativen Ideen die Wohnung aufräumen und verschönern – und die natürlich superfit und einfach schön abends den Vater ihrer Kinder bei Kerzenschein mit selbstgemachter Pasta verwöhnen.

Die sozialen Netzwerke sind in diesem Fall Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil sie das traditionelle Mütterbild zementieren und idealisieren, weil Influencerinnen und Influencer, Stars und Sternchen ihre Baby-Love-Story teilen. Der Perfektionsdruck insbesondere durch Instagram und TikTok ist hoch, im Muttiversum hagelt es Tipps und Tricks. Gruppenchats und Orga-Tools lassen Frau zudem öfters zum Handy greifen als es ihr guttut. Wenn Beauty, Aufräumen und Care-Arbeit als die 24/7-Dauer-Beschäftigung zur weiblichen Erfüllung schlechthin zelebriert werden, bleiben jedoch für politische und gesellschaftliche Themen kein Platz – und patriarchale Strukturen unverändert. Das Frauenbild der Wirtschaftswunderjahre lässt grüßen, wie es übrigens unter #tradwife in den sozialen Netzwerken zelebriert wird (für jüngere gibt es #stayathomegirls, aber das ist eine andere Geschichte).

In der Social Media-Nutzung liegt aber auch eine Chance, weil es hier unzählige Aktivistinnen und Aktivisten gibt, die Frauen und Mütter empowern. In diesen Beiträgen geht es nicht darum, wie man sich (an die patriarchalen Strukturen) anpasst und das Beste daraus macht. Sondern hier wird klug, mit Humor und Selbstironie die aktuelle Lebenswelt von Müttern und Hausfrauen erzählt. Denn: Ja, es ist anstrengend, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Care-Arbeit und Mental Load immer noch überwiegend von Frauen geleistet werden und der Gender-Pay-Gap existiert. Doch wer sich hier für die richtigen Hashtags entscheidet und diese teilt, erfährt neben Informationen über politische und gesellschaftliche Hintergründe jede Menge Motivierendes für selbstbestimmtes Handeln. Und diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.

Autorin Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.

Mehr Informationen unter: Institut für Medienpädagogik u. Kommunikation, Hessen e. V.

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