MuK: Alles anders, alles gleich? Wie Medienbilder unsere Kinder prägen

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Die anderen dürfen doch auch*** – welche Eltern kennen diesen Satz nicht? Ergänzen Sie wahlweise ***Schokolade, Pizza, lange wegbleiben, neuestes Handy, Fitnessstudio, TikTok … Das tägliche Aushandeln mit heranwachsenden Kindern bestätigt jeden Tag aufs Neue, dass wir unsere Identität im ständigen Abgleich mit anderen herausbilden. Schließlich sind wir Menschen soziale Wesen und wollen dazugehören – egal, welche Hautfarbe wir haben, wie alt wir sind und welche Kultur und Religion uns prägen.
Gut, wenn Eltern hier wertvolle Erziehungs-Leitplanken bereithalten und noch besser, wenn sie den Blick über den Tellerrand fördern. Und das heißt:
Raus aus der Rosa-Hellblau-Falle!
Raus aus dem heteronormativen Familienideal!
Raus aus der westlich-weiß geprägten Perspektive aus unserer Gesellschaft!
Jetzt ist es in medialen Zeiten leichter gesagt als getan, die eigenen Scheuklappen abzulegen und sich von Rollenklischees und Stereotype unbeeindruckt zu zeigen, begegnen sie einem doch auf allen Kanälen: Gender Reveal-Partys auf Social Media (inszenierte Feiern, bei denen das biologische Geschlecht des Ungeborenen in entsprechenden Farben zelebriert wird). Nabelschnurscheren und Schnuller, Babykleidung und Spielzeug in Werbung und Geschäften, die Liste ist unendlich lang und setzt sich in meist einseitigen Angeboten im Kinderfernsehen und in -büchern fort, Kataloge und Prospekte tun ihr übriges. Genau an dieser Stelle aber können wir unseren Blick schulen und die Angebote hinterfragen: Warum braucht es den Akku-Schrauber in Rosa? Warum sieht man keine Jungs in Prinzessinnen-Kleider, Mädchen aber in Astronautinnen-Kostümen? Wie normschön-dünn werden die Kinder bzw. Jugendlichen, insbesondere Mädchen inszeniert? Welches Kinderbild wird in Serien reproduziert? Warum sind in Kinderbüchern meist nur weiße Personen abgebildet und so selten Patchwork-Familien, schon gar nicht multikulturelle Konstellationen? Und wie sichtbar überhaupt sind queere Heranwachsende?
Zudem bedeutet Anders-Sein viel mehr als nur Geschlechterdifferenz. Anders-Sein ist auch die Frage, ob jemand Lakritz mag oder wasserscheu ist, eher laut oder leise lebt, eher musisch-künstlerisch veranlagt ist oder sportlich … All diese Eigenschaften sieht man einem Menschen nicht an, zeichnen ihn aber aus. Und das gilt es jenseits aller einseitigen Medienbilder zu vermitteln.
Wir alle sind aufgefordert, Unterschiede auszuhalten und für unsere Meinung einzustehen. Denn gerade verschiedene Perspektiven und Ansichten bereichern unser Zusammenleben, sorgen für Austausch und Diskussionen. Auch wenn letztere insbesondere im Erziehungsalltag anstrengend sind.
Ilona Einwohlt für MuK Hessen e. V.
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