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MuK: Mein Kind schaut Horrorvideos
© iStock|HRAUN
„Woher kommt die Lust an der Angst?“, fragen sich viele Eltern besorgt. Manche fürchten auch um die Empathiefähigkeit ihres Kindes, nicht zuletzt deshalb, weil es ständig online ist. Aber der Reihe nach, denn das eine hat mit dem anderen nicht zwangsläufig etwas zu tun.
Meistens werden Kinder und Jugendliche auf dem Schulhof mit Horrorvideos konfrontiert, später schauen sie sich gemeinsam mit der Clique entsprechende Videos an. Gut, wenn hier selbstbestimmt reagiert und entschieden wird: will ich sehen oder nicht. Niemand sollte sich zum Gucken von Horrorvideos überreden lassen! Natürlich gehört auch Medienkompetenz dazu und das Wissen, dass die Szenarien im Film nicht wahr sind. Gleichzeitig spielt Triebbefriedigung eine Rolle, denn wie bei allen triggernden Erfahrungen (Schokolade, Sex) wird auch in Gefahrensituationen das euphorisierende Dopamin ausgeschüttet. Daher die Lust am Nervenkitzel, den wir alle kennen.
Wenn es aber ohne Horror nicht mehr geht, aus Angstlust eine Angstsucht wird, sollte genauer nach den eigentlichen Bedürfnissen dahinter geschaut werden. Oft ist es die Langeweile im Alltag, das Fehlen von Aufmerksamkeit und Abenteuern, das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung.
Hier kommt dann die Frage nach Empathielosigkeit ins Spiel, was unterschiedliche Gründe haben kann, angefangen bei der Familiendynamik über Erziehung hin zu persönlicher Veranlagung. Auch ist es normal, dass sich heranwachsende Jugendliche gerade in Gruppen besonders cool verhalten und verstörende Bemerkungen raushauen. Davon sollte man sich als Eltern nicht irritieren lassen und, auch wenn es schwerfällt, Empathie zeigen, aber nicht verlangen.
Am besten ist es natürlich, wenn bei Kindern von klein auf Empathiefähigkeit gefördert und vorgelebt wird, beispielsweise durch Gruppenaktivitäten, Rollenspiele oder ehrenamtliches Engagement im Sportverein. Und natürlich durch Geschichten erzählen und das gemeinsame Reflektieren von Gefühlen und Perspektiven der unterschiedlichen Charaktere in Büchern sowie dem Spiel mit verschiedenen Identitätsmöglichkeiten. Bildschirmzeit spielt bei all dem auch eine wichtige Rolle, Inhalte hin oder her: Denn egal in welchem Altern, wir „lesen“ Gefühle in den Gesichtern anderer Menschen, wir kommunizieren über Gesten, Mimik und Körpersprache, wir lernen durchs persönliche Gespräch, wir spüren Gefühle und spiegeln uns in unserem Gegenüber. All das kann man am Bildschirm nicht lernen.
Autorin Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.
Mehr Informationen unter: Institut für Medienpädagogik u. Kommunikation, Hessen e. V.